Übergewicht

"Alle Unruhe im Menschen entspringt aus der Phantasie"
(Franz Grillparzer)

Bei Essstörungen geht es immer um die Beherrschung des Essens: bei Magersüchtigen wird das Essen abgelehnt, die Esssüchtigen versuchen ihr Gewicht mit Diäten und kalorienarmen Nahrungsmitteln (im Kühlschrank nur Magermilch und Diät-Drinks) unter Kontrolle zu halten. Beide kommen sich zu dick vor und möchten abnehmen.

Sucht ist immer eine Suche! Auf der biochemischen Ebene heißt das: die Abhängigkeit von bestimmten Stoffen im Gehirn - die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin - wird erzeugt, um Lustgefühle zu erreichen bzw. Unlustgefühle zu vermeiden. Bei wiederholter Suchthandlung passiert eine molekulare Anpassung im Gehirn, die Dopamin-Rezeptoren werden weniger, das erzeugte Glücksgefühl geringer und daher bedarf es immer einer Steigerung der Dosis. Wird der Sucht nachgegeben, tritt nur eine vorübergehende Erleichterung ein. Zeigen sich erste Anzeichen von Angst, wird zum bevorzugten „Beruhigungsmittel“ gegriffen.

Esssucht ist meist mit dem unbewussten Wunsch verbunden, dick zu werden. So paradox dies erscheint, muss man zunächst einmal erkennen, was die unbewusste positive Seite des Dickseins zum Ausdruck bringt. Das ist immer sehr individuell: der Wunsch, besser wahrgenommen zu werden, sich geschützt zu fühlen, nicht in Konkurrenz treten zu müssen, auf gesellschaftliche Normen zu reagieren, durch die ständige Beschäftigung mit dem Essen eine Ablenkung von wesentlichen Entscheidungen, vielleicht vor schmerzhaften Gefühlen, eine allgemeine Ausrede für Mißerfolge, die innere Unruhe zu überdecken und Vieles mehr. Erst im Annehmen dieser Funktion ergibt sich die Möglichkeit der Befreiung aus dem Essen.

Beschränkt man das Dünnwerden auf das Körperliche, ist man mit der neuen Identität genau diesen Dingen ausgesetzt, denen man durch das Dicksein entgehen wollte. Auch daher nimmt man nach einer Diät meist wieder zu.

Durch viele Ernährungsvorschriften geht auch das Hungergefühl verloren. Man isst nur mehr unter Schuldgefühlen und niemand glaubt einem, dass man nur mehr wenig Nahrung zu sich nimmt. Bestimmte Nahrungsmittel sind vollkommen verboten, manche dürfen unter Einschränkungen verzehrt werden, manche dürfen immer und in jeder Menge gegessen werden. Das Essen wird zum Feind, der Angst auslöst, gegen den wir uns wehren müssen. Und immer wieder Schlachten verlieren. Und uns dafür schämen.

Das Dicksein ist eine sehr persönliche Strategie um mit äußerst schwierigen Situationen fertig zu werden. Die individuelle Bedeutung des Dickseins kann sich über die Zeit verändert haben. Genauso die gegenwärtigen negativen Vorstellungen vom Schlanksein, die unbewusst sind und im Wachzustand nicht präsent. Dafür verwendet man die Hypnose, um sie bewusstseinsfähig zu machen und schließlich verändern zu können.

Psychotherapie mit Hypnose ist bei Übergewicht erfolgreicher und nachhaltiger als jede Diät.